Bei dem Begriff "Biene" denken die meisten Menschen sofort an die Honigbiene. Nur wenige wissen, dass es rund 500 "wilde" (d.h. nicht domestizierte = keine Haustiere) Bienenarten in Deutschland gibt, die den meisten Menschen nicht bekannt sind. Sie werden in der Regel für Honigbienen oder andere Insekten gehalten, wenn man sie als Blütengäste wahrnimmt. Hummeln, die ebenfalls zu den Wildbienen zählen, bilden einjährige Völker und sind den meisten Menschen bekannt.
Die restlichen Arten bleiben dahingegen oft unauffällig denn sie leben allein (solitär). D.h. jedes Weibchen baut sein eigenes Nest und versorgt den Nachwuchs allein und ohne Hilfe von Arbeiterinnen. Oft erleben die Weibchen den Schlupf ihres Nachwuchs nicht einmal mehr - sie geben ihren Eiern einen großen Vorrat an Pollen mit auf den Weg der für die gesamte Larvenentwicklung ausreichend ist. Die solitären Bienen sind kurzlebig, sie leben nur wenige Wochen. Je nach Art schlüpfen jedoch mehrere Generationen pro Jahr. Einige erdnistende Arten bilden große Kolonien, bei denen ein Nest neben dem anderen liegt, so daß man denken könnte, man habe "Erdwespen" im Rasen. Tatsächlich aber sind es tausende einzelner Nester, deren Bewohner trotz Stachels vollkommen harmlos sind. Die Tiere verteidigen ihre Nester nicht und bei den meisten Arten muß man das Tier schon zwischen den Fingern rollen ehe der dünne, schwache Stachel einen nadelstichartigen Stich verursachen kann.
Alle Wildbienenarten sind wie Hummeln und Hornissen besonders geschützt nach der Bundesartenschutzverordnung.
Wildbienenarten kann man sehr schön und ohne jede Gefahr im eigenen Garten beobachten und sogar ansiedeln, indem man ihnen geeignete Nisthilfen zur Verfügung stellt, die man bestellen oder sogar sehr einfach und ohne großen Aufwand selber herstellen kann (Bastelanleitungen oder Bezugsadressen: siehe unten). Speziell für Kinder ist es völlig ungefährlich und sehr interessant diese Arten zu beobachten.
Die höchst interessante Biologie der Wildbienen, ihre wichtige Rolle in der Natur, ihr großer Nutzen auch für den Menschen, aber auch ihre zunehmende Seltenheit aufgrund menschlicher Eingriffe sind in der Öffentlichkeit bisher weitgehend unbeachtet geblieben: So wie viele Wildpflanzen für ihre Bestäubung auf bestimmte Wildbienen angewiesen sind, hängt deren Überleben umgekehrt von bestimmten Wildtrachtpflanzen ab. Aber auch Kulturpflanzen im Land- und Gartenbau profitieren von Arten, die der Laie oft fälschlich für Honigbienen hält, die mit diesen aber nur wenig gemein haben. Außerdem werden bestimmte Pflanzenarten, z.B. unsere Gartenerdbeere von Honigbienen so gut wie nie angeflogen. Sie ist keine Massentracht und daher für ein Bienenvolk in der Regel uninteressant. Hinzu kommt dass die Zahl der Imker leider zurück geht und damit auch die Zahl der Bienenvölker. Der Schutz der Einsiederbienen und Hummeln ist also ein Gebot nicht nur des Natur- und Artenschutzes.
All diese Bemühungen nutzen allerdings nichts, wenn die Wildbienen und Hummeln zu wenig Nahrung in unseren Gärten vorfinden. Gefüllte Blüten, wie wir sie von Rosen kennen, nützen leider wenig auch wenn sie schön anzusehen sind. Zusätzlich sollten Obstbäume, Wildrosen, Küchen- und Wildkräuter und vieles mehr in unseren Gärten zu finden sein: Taubnessel, Lavendel, Ysop, Melisse, Minze, Löwenzahn etc. Heimische Sträucher und Stauden sind dabei immer vorzuziehen, da sich die hier lebenden Insekten an diese Pflanzen angepasst haben (Listen mit wichtigen Futterpflanzen für Hummeln und Wildbienen siehe unten).
Frank Hornig